Brüssel. Im Rahmen des 20. Fachkongress für Holzenergie ist der aktuelle Stand der Umsetzung der Erneuerbare Energien Richtlinie (RED II) in der EU und Deutschland ein großes Thema. Hierzu erklärt die Europaabgeordnete und Agrarpolitikerin Marlene Mortler MdEP:
„Wenn wir die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius beschränken wollen, dann müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, um dieses Ziel zu erreichen. Erneuerbare Energien spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Mit RED II, dem europäische Rahmengesetz zur Entwicklung erneuerbarer Energien in der EU, will die EU deren Anteil in den Sektoren Strom, Wärme und Transport bis zum Jahr 2030 erhöhen. Als verpflichtendes Ziel sieht sie mindestens 32 Prozent vor.
Dass sich Deutschland und die EU verbindliche Klimaziele für den Bereich Erneuerbare Energien bis 2030 gesteckt haben, ist richtig und auch wichtig angesichts der sichtbaren klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahre und ihrer Folgen für uns alle. Allerdings halte ich eine Quote von 32 Prozent nicht für realisierbar, wenn RED II nicht reformiert und dessen Umsetzung auf europäischer und nationaler Ebene nicht stringent genug vorangetrieben wird. Das betrifft vor allem die direkte Nutzung von Biomasse wie Pflanzenöle, Biogas/Methan sowie Holzgas/Wärme. Für mich ist es ein glattes Rätsel, warum in dieser entscheidenden Phase sowohl in Deutschland als auch in Europa flüssige, gasförmige und feste Biomasse derart vernachlässigt werden. Sie sind verfügbar, energieeffizient und vor allem bezahlbare Technologien. Nach Zahlen sind sie schon jetzt das Zugpferd unter allen Erneuerbaren Energien, weil sie einen wirksamen und nachhaltigen Ausbau des Klimaschutzes vorantreiben könnten – und das sofort.
Hinzu kommt, dass Europa bei der direkten Biomasse-Nutzung bis 2030 null Prozent vorsieht! Es beraubt sich also durch ein Nutzungsverbot der direkten Biomasse-Nutzung aus Land- und Forstwirtschaft den bedeutendsten, erneuerbaren Energieträger! Und das, obwohl er schon heute für den Energiebruttoendverbrauch das größte CO2-Einsparpotenzial vorweist – noch vor Wind, Photovoltaik und Wasserkraft. Das muss schnellstens wieder auf den Prüfstand!
Wir alle haben es in der Hand, den Klimawandel ein Stück weit umzukehren. Dazu können die Bioenergiebranche und insbesondere die Forstwirtschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Wer CO2-Neutralität bis 2050 will, muss technologieoffen sein und die qualitativ nachhaltige Biomasse im Markt befördern und nicht behindern!“
Hintergrund
Vom 22. bis zum 30. September 2020 findet der 20. Fachkongress Holzenergie als Leitveranstaltung des bundesdeutschen Holzenergiemarktes statt. Ziel des Fachkongresses ist es, den Branchenvertretern einen aktuellen Sachstand über die vielfältigen Gesetzesinitiativen zu geben und entsprechende Handlungsempfehlungen im Plenum zu diskutieren, aktuelle Marktentwicklungen und Projektbeispiele vorzustellen sowie einen breiten Raum für den Erfahrungsaustausch und persönliche Gespräche zu bieten.