Brüssel. Wie stellt sich die Europäische Union angesichts des Ukrainekriegs auf, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten? Darüber hat das Europäische Parlament heute in Brüssel diskutiert. Marlene Mortler, CSU-Agrar- und Ernährungspolitikerin erklärt nach der Debatte:
„Ich begrüße alle Maßnahmen, die jetzt und in Zukunft beschlossen werden, um unsere Potenziale und unseren Beitrag zur Ernährungssicherung für die Menschen in der Ukraine und für hungernde Menschen zu leisten. Der Aktionsplan zur Ernährungssicherheit kann nur der Anfang sein. Das, was wir jetzt machen wollen, ist kein Gnadenakt, sondern ein Akt der Solidarität. Es ist unsere Pflicht humanitäre Hilfe zu leisten! Das ist nachhaltige Politik! Die Tränen des ukrainischen Agrarministers diese Woche im Agrarausschuss waren nicht nur echt, sie waren ein Hilferuf.
Unsere Ernährungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Die europäische Nahrungsmittelproduktion ist ein strategischer Eckpfeiler. Das heißt: Wir müssen unsere Produktionskapazitäten in den Bereichen erhöhen, in denen wir stark von Importen abhängig sind.
Unsere Ziele für die Landwirtschaft dürfen auf keinen Fall dazu führen, dass auf unseren Ackerflächen weniger produziert werden kann und wir dadurch abhängiger von Importen aus Drittländern werden. Das ist der falsche Weg. Er wäre fatal. Daher müssen wir alle neuen Gesetzesinitiativen vorübergehend aussetzen und Ziele so überarbeiten, dass es zu keinem Verlust des Produktionspotenzials der EU-Agrar- und Ernährungswirtschaft kommt.
Es ist das richtige Signal, ökologische Schwerpunktflächen vorübergehend für die landwirtschaftliche Produktion nutzbar zu machen. Jetzt müssen wir die nächsten Schritte diskutieren, wie den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln oder eine umfassende europäische Eiweißstrategie. Auch Bundesminister Özdemir muss nun endlich in die Offensive gehen.
Wir brauchen in Europa kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen für unsere Ernährungssicherheit. Den ersten Schritt ist die EU-Kommission heute gegangen.
Hintergrund
Die Russische Föderation und die Ukraine gehören zu den wichtigsten Erzeugern von Agrarrohstoffen in der Welt, auf beide Länder zusammen entfallen etwa 30 % des Weltweizenmarkts. Simulationen der FAO gehen davon aus, dass die Zahl der unterernährten Menschen 2022/23 weltweit drastisch ansteigen könnte, wenn der Konflikt zu einem plötzlichen und anhaltenden Rückgang der Nahrungsmittelexporte der Ukraine und der Russischen Föderation führt.
Die Europäische Union führt Weizen nicht nur ein, sondern auch aus, insbesondere in die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas. Dorthin werden jährlich etwa 6 Millionen Tonnen Weizen exportiert.