„Wer der erschreckend hohen Lebensmittelverschwendung erfolgreich trotzen will, muss die Wertschätzung für unsere Lebensmittel wieder erhöhen. Hier sind alle relevanten Akteure in der Pflicht.“ So lautete das Fazit von CSU-Ernährungsexpertin Marlene Mortler anlässlich der Öffentlichen Expertenanhörung zum Thema Anfang der Woche im Deutschen Bundestag. Einseitige Schuldzuweisungen sind nach Ansicht der Bundestagsabgeordneten, die auch Vorsitzende der AG Landwirtschaft ihrer Partei ist, deplatziert. „Wir haben in unserer Überflussgesellschaft verlernt, Lebensmittel als Mittel zum Leben wert zu schätzen“, urteilte Mortler unter Verweis auf eine vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie. Danach wirft jeder Bundesbürger im Schnitt 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll.
Mortler wertete einen runden Tisch mit Vertretern vom Produzenten, über den Handel bis hin zum Endverbraucher sowie den Kirchen und wichtigen Organisationen aus dem Umwelt-, Bildungs- und Sozialbereich als richtigen Ansatz. Als zentrale Stellschraube machte die CSU-Frau die Verbraucheraufklärung aus: „Die muss in den Kitas und Schulen starten und im Supermarkt weitergehen. Nur so können wir verlorene Alltagskompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln langfristig erfolgreich wieder zurückgewinnen.“ Die Landfrauen etwa leisteten hier mit Maßnahmen wie dem Ernährungsführerschein bereits eine bemerkenswerte Arbeit.
Mit Blick auf den Handel würdigte Mortler den Ansatz, verstärkt über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) aufzuklären. Darüber hinaus seien freiwillige Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie und des Handels ein wichtiger Schritt: 1,1 Mio Tonnen Lebensmittel und Verpackungsabfälle seien dank einer solchen Verpflichtung in Großbritannien vermieden worden. Die Gastronomie könne mit kleineren Portionsgrößen einen Beitrag leisten. Darüber hinaus regte die Agrarexpertin an, Verfütterungsverbote innerhalb der EU kritisch auf ihre Sinnhaftigkeit zu hinterfragen und - wo möglich - wieder abzuschaffen.