Altdorf – Konkurrenz aus dem Internet, große Preisgefälle bei Medikamenten innerhalb Europas, ein schwer nachzuvollziehender Mehrwertsteuersatz sowie immer mehr Probleme mit widersprüchlichen bürokratischen Vorschriften – lokale Apotheken stehen heute vor vielen Herausforderungen. Bei einem Besuch der Wallenstein-Apotheke in Altdorf sprachen die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler und der Vorsitzende der CSU-Altdorf sowie Bezirksrat Dr. Bernd Eckstein mit Apotheker Dr. Schabik darüber, welche Rahmenbedingungen die Politik für eine erfolgreiche Zukunft der Apotheken vor Ort schaffen muss.
Besonders kritisch sieht Schabik die steigende Zahl von Versandapotheken, insbesondere aus dem Ausland. Diese könnten Medikamente häufig zu günstigeren Preisen anbieten als lokale Apotheken, da sie grundsätzlich keine defizitären Leistungen anbieten müssten wie Notdienste, Rezepturen, Hilfsmittel, das Notfalldepot und die dazugehörigen Dokumentationen. Schabik sei nicht grundsätzlich dagegen. „Wir brauchen aber einen gesunden Wettbewerb und gleiche Rechte und vor allem Pflichten für alle. Es darf keinen Handel zu Lasten der Kleinen und zu Gunsten von Kartellen geben“, betonte Schabik. Häufig stünden hinter den großen Online-Anbietern Geschäftsführer aus dem Nicht-EU-Ausland.
Zudem gebe es laut Schabik in Europa große Unterschiede bei den Arzneimittelpreisen. „Wir kaufen Griechenland die Antibiotika weg und uns die Engländer Diabetes-Medikamente“, gab der Apotheker zu bedenken. Auch mit der Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Medikamente sei er nicht einverstanden. „Mir leuchtet nicht ein, warum Arzneimittel mit dem vollen Satz besteuert werden. Für Bücher gilt nur der verminderte Satz von sieben Prozent, weil sie zum Kulturgut zählen. Der Verkauf von Medikamenten hat auch immer eine ethische Komponente. Das sollte bei der Mehrwertsteuer berücksichtigt werden“, sagte Schabik.
Mortler versprach, die Anliegen der lokalen Apotheken an die zuständigen Stellen in Bund und Bayern heranzutragen. „Wir werden alles Notwendige und Mögliche tun, damit die flächendeckende Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau durch ortsnahe Apotheken weiterhin gesichert bleibt. Gerade in ländlichen Räumen und für ältere Patienten sowie in Notfällen sind sie unentbehrlich“, betonte die Bundestagsabgeordnete.
Ein weiterer Gesprächspunkt des Treffens war das seit März 2017 geltende Gesetz zu den erweiterten Einsatzmöglichkeiten von Cannabis als Medizin. In ihrer Funktion als Drogenbeauftragte der Bundesregierung hatte Mortler den Gesetzgebungsprozess maßgeblich vorangetrieben. Schabik, der in seiner Apotheke selbst Cannabisprodukte herstellt, hält die Neuregelung für wichtig. „Gerade in der Palliativmedizin, bei Krebs- oder MS-Patienten erweitert Cannabis das Behandlungsspektrum“, so Schabik. Cannabis als Medizin sei aber nicht vergleichbar mit der Droge Cannabis. „Es macht einen großen Unterschied, ob der Stoff als Tropfen über den Mund eingenommen oder inhaliert wird. Nur bei qualitätsgesicherten pharmazeutischen Produkten kann Cannabis passgenau für den Patienten dosiert werden“, sagte Schabik.
Nach der Diskussion blickte Schabik mit Mortler und Eckstein hinter die Kulissen des Apothekenbetriebs. Besonders beeindruckt waren die Politiker von der automatischen Warenausgabe durch einen Roboter und das hauseigene Labor. „Wer bei unseren Apotheken noch immer an verstaubte Regale und Fläschchen denkt, verkennt welcher logistische und technische Aufwand heute hinter ihrem Service für die Kunden steckt. Wir müssen die heimischen Apotheken unterstützen und erhalten. Auch engagierte Apotheker wie Dr. Schabik tragen dazu selbst entscheidend bei“, erklärte Mortler.