Dehnberg. Gipfeltreffen der besonderen Art auf dem Mortlerhof mit Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Naturland-Präsident Hubert Heigl und der Europaabgeordneten und Landesvorsitzenden der CSU-AG ELF (Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) Marlene Mortler. Dass die weitere Runde - außer PESIKA-Geschäftsführer Jörg Mortler - „frauenlastig“ war lag daran, dass es Mortler an diesem Tag vor allem um zwei Herzensanliegen ging: die Stärkung der Rolle der Frau in Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft sowie „die dynamische und herausfordernde Entwicklung der bayerischen Landwirtschaft am Beispiel eines fränkischen Hofes“. Mit dabei Ortsbäuerin Astrid Mortler, Caroline Brielmair, Spitzenkandidatin der AG ELF in Bayern für die Bundestagswahl, die Laufer FU-Vorsitzende und Listenkandidatin Nina Bezold, FU-Kreisvorsitzende Petra Lorenz und stellvertretende JU-Kreisvorsitzende Lisa Bezold.
Die Runde war sich einig: Netzwerke sind wichtig, weil es eine Herausforderung ist über alle Ebenen Politik zu machen. Ministerin Kaniber lobte speziell die Landfrauen, „die für die Gesellschaft unheimlich viel leisten.“ Marlene Mortler unterstrich: „Was wir vor allem für die Landwirtschaft brauchen ist eine praxisnahe Politik.“ Man dürfe die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie nicht vergessen, sondern als neue Chance für die Landwirtschaft sehen. „Wer auch weiterhin regionale Lebensmittel haben möchte der braucht regionale Bäuerinnen und Bauern.“ Sie machte deutlich „dass unsere Landwirte zurecht keine Politik mehr akzeptieren, die immer höhere Standards für heimische Erzeugnisse abverlangt, aber gleichzeitig Produkte mit niedrigeren Standards und Auflagen nach Deutschland und Europa einführen lässt.“
Wertschöpfungskette in einer Hand
„Wir müssen die Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft bringen und vor allem deren Leistungen aufzeigen“, resümierte Marlene Mortler und war sich mit der Ministerin und Hubert Heigl einig, „dass kein anderes Land diese Vielfalt an innovativen Betrieben aufweist wie Bayern.“
Eines dieser Beispiele ist der Betrieb Mortler, der schon längst nichts mehr mit dem zu tun hat, was Marlene Mortler einst übernommen hat. Sie erinnerte an ihren verstorbenen Mann Siegfried, dessen Ziel es war, „konsequent nach neuen Geschäftsfeldern zu suchen, in denen landwirtschaftliche Produkte zwar der Ausgangspunkt sind, aber auch Weiterverarbeitung und Veredelung selbst ausgeführt werden, damit der Großteil der Wertschöpfungskette in einer Hand bleibt.
Was daraus geworden ist konnte man dann am Ortsrand in Augenschein nehmen: die neue Betriebsstätte der PESIKA Körnergut GmbH, die von Geschäftsführer Jörg Mortler und seiner Frau Astrid, zuständig für das Qualitätsmanagement, vorgestellt wurde. Fußend auf den Erfahrungen, wie man Körnerprodukte in verschiedensten Verarbeitungsverfahren verändert und veredelt konnte man neben Lösungen für umweltfreundliche Verpackungen als Zulieferer der Futtermittelindustrie neue Kundengruppen erschließen. Die nächste logische Konsequenz war, nun auch im Lebensmittelsektor Fuß zu fassen. Dieser neue Absatzbereich und die damit verbundene Öko-Zertifizierung waren ausschlaggebend für den Neubau.
Auftragsfertigung neues Geschäftsmodell
Während man in den vorherigen Phasen die Rohstoffe immer selbst einkaufte und dann als veredelte Produkte weiterverkauft hat, ist nun die Auftragsfertigung ein neues Geschäftsmodell. Der Kunde bringt seinen Rohstoff und erhält ihn in der von ihm gewünschten Verarbeitungsform wieder zurück. Jörg Mortler betonte, dass die positive Unternehmensentwicklung der letzten Jahre vor allem von der stark steigenden Nachfrage nach Bio- und Vegan-Produkten begünstigt wurde. Der überwiegende Anteil der heutigen Produkte ist glutenfrei. Spezialgebiete sind unter anderem Bio-Amaranth-Popps, Quinoa-Crunchy, Buchweizen geröstet, Röst-Chia und Sorghum-Popps (Hirsepopps).
Digitale Technik gegen Beikräuter
Was vor allem Naturland-Präsident Heigl interessierte war die Reinigungsanlage für Erntegut aus nachhaltigem Anbau, denn ohne Einsatz von Chemie auf dem Acker hat jede Ernte einen höheren Anteil sogenannter Beikräuter. Die werden bei PESIKA mit moderner digitaler Technik (Hochleistungsscanner) auf höchstem Reinheitsniveau sortiert. „Ich wäre froh, wenn ich so eine moderne Anlage in meiner Nähe hätte“, meinte Heigl anerkennend und war sich mit Ministerin Kaniber einig, dass diese Technologie ein wichtiger Beitrag für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und eine Investition in eine gesunde Zukunft und Arbeitsplatzbeschaffung im ländlichen Raum ist. Das Betriebsgebäude besitzt ein Energiekonzept nach KfW-Standard und der Strombedarf wird über eine eigene Solaranlage generiert.
Auf dem zwischenzeitlich biologisch wirtschaftenden Betrieb mit 90 Hektar Acker- und 20 Hektar Grünland sowie 15 Hektar Wald werden neben Roggen, Dinkel, Körnermais und Hafer spezielle Sonderkulturen wie Buchweizen, Hirse, Hanf, Amarant, Kidneybohnen, Kichererbsen, Öllein, Beluga-Linsen, Lupinen, Sorghum und Sonnenblumen angebaut und veredelt. Ein weiteres Standbein ist der überbetriebliche Maschineneinsatz.
Text: Lorenz Märtl
Bild: Christoph Raithel