CSU-Agrarexpertin Marlene Mortler lehnt den Vorschlag nach einem neuen Haltbarkeitshinweis auf Lebensmitteln als nicht zielführend ab. „Wir werden der gewaltigen Verschwendung nicht mit einem neuen kleinen Aufdruck, sondern nur mit mehr Aufklärungsdruck Herr“, kritisierte Mortler im Anschluss an eine Sitzung des zuständigen Bundestagsausschusses am Mittwoch. Mortler: „Aufklären statt abschaffen.“ Die CSU-Vorstandsfrau sieht Händler, Verbraucher und Politik in der Pflicht. Sie bekräftigte ihre Forderung, eine Halbierung der Lebensmittelverschwendung in den kommenden fünf Jahren anzustreben.
„Das Ziel ist ehrgeizig, aber es gibt viele konkrete Ansatzstellen“, sagte Mortler, die am Montag mit Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels mögliche Schritte diskutiert hatte. Denkbar sei neben einer Aufklärungskampagne über die Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) der verstärkte Einsatz von Rabatten auf Produkte unmittelbar vor MHD-Ablauf. „Nahrungsmittel sind nach Ablauf dieses Datums oft noch ein Genuss, landen aber aus Unkenntnis im Müll“, sagte Mortler. Neuartige Verpackungs-materialien könnten zudem dazu beitragen, Produkte länger frisch zu halten; manche gäben gar Aufschluss über den Frischegrad des Produktes. Mortler appellierte an den Lebensmitteleinzelhandel, diese Produktneuheiten zu testen und einzusetzen. Auch intelligentere Warenwirtschaftssysteme, eine gezieltere Schulung des Personals sowie eine intensivere Kooperation mit den Tafeln müsse überdacht werden.
Die Politikerin stellte klar: „Neben dem Einzelhandel sind alle Teile der Wertschöpfungskette und insbesondere der Verbraucher gefragt, der Verschwendung entgegenzuarbeiten. Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder Bevormundung, sondern darum, einen Missstand abzustellen.“ An die Länder appellierte sie, das mit der Lebensmittelverschwendung verbundene Thema Ernährung verstärkt in die Lehrpläne aufzunehmen: „Viele wissen heute besser Bescheid über das, was ihren PC am Laufen hält, als über die Lebensmittel, die sie selbst am Laufen halten.“